Mit der Gestaltung von Fassaden setzt man als Architektin oder Architekt starke Akzente, kann Flächen rhythmisieren, dynamisieren oder beruhigen – je nach dem, wie die Oberflächenstruktur und Farbe einer Fassade beschaffen ist. Die Wahl der jeweiligen Fassadenverkleidung ist also sehr entscheidend für das bauliche Ergebnis und sie beeinflusst seine äußere Wirkung nachhaltig.
Mit CANYON und KAIJO bieten wir zwei neue Oberflächen für das vorgehängt-hinterlüftete Fassadensystem KeraTwin®. Gemeinsam entwickelt mit Produktdesigner Markus Bischof.
Das Spiel aus Licht und Schatten erzeugt Dynamik. Der Grand Canyon mit seinen Schluchten stand Pate. Das markante Element wirkt expressiv dreidimensional. Es erdet das Gebäude oder streckt es – wie ein Vorhang im Wind. Canyon – gedacht als einladende Geste, die bleibt. Skulpturales Statement für zeitlos schöne Fassaden.
Unsere neue, expressive Oberfläche wurde bereits für den DETAIL Product Award 2021 nominiert. Mit dem Award zeichnet die renommierte Architekturzeitschrift DETAIL innovative Bauprodukte, Systeme und Materialien aus.
Feine Linien, die in Länge und Tiefe variieren, prägen die Textur subtil: Sanfter Regenfall, Reflexionen auf Wasseroberflächen und Schattenspiele von Blättern – in Keramik gebrannt. Dezente Eleganz für Fassaden, deren Qualität mit dem Licht noch deutlicher wird.
Von Gerrit Terstiege
Wahrscheinlich wäre es ziemlicher Unsinn, ein Ranking zu erstellen, welches Element eines Gebäudes üblicherweise seine Ästhetik am stärksten beeinflusst. Es kommt schließlich immer auf den einzelnen Entwurf an – und auf das jeweilige architektonische Vokabular. Nur steht eines außer Frage: Die Fassade ist zweifellos allein schon von ihrer Fläche her maßgeblich für die Gesamterscheinung eines Baus und prägt durch ihre Sichtbarkeit das Bild einer Stadt.
Mit ihrer Gestaltung setzt man als Architektin oder Architekt starke Akzente, kann Flächen rhythmisieren, dynamisieren oder beruhigen – je nach dem, wie die Oberflächenstruktur und Farbe einer Fassade beschaffen ist. Die Wahl der jeweiligen Fassadenverkleidung ist also sehr entscheidend für das bauliche Ergebnis und sie beeinflusst seine äußere Wirkung nachhaltig.
Nun baut der Hersteller das Produktportfolio seines vorgehängt hinterlüfteten Fassadensystems KeraTwin® mit zwei neuen, markanten Oberflächen aus: Die eine heißt „Canyon“, die andere „Kaijo“ und beide wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Gestalter Markus Bischof entwickelt. Bischof, Jahrgang 1980, studierte nach einer Tischlerlehre an der FH Coburg Integriertes Produktdesign und arbeitete im New Yorker Studio des Designers Karim Rashid.
Ich habe Markus Bischof gefragt, wie er an dieses Projekt herangegangen ist. Seine Antwort: „Zuerst habe ich den Entstehungsprozess einer Keramik im Werk von Agrob Buchtal verfolgt, um daraus Gestaltungsmöglichkeiten abzuleiten. Eine Fassadenkeramik besteht zunächst aus einer plastischen Masse, die später getrocknet, ggf. glasiert und dann gebrannt wird. Mit dem Auto voll weichem Material bin ich dann zurück in mein Büro gefahren und wir haben die unterschiedlichsten Versuche durchgeführt, um ein Gefühl für das Verhalten beim Umformen zu bekommen.“
Aus der Ferne macht eine Fassade laut Bischof gewissermaßen „ein Versprechen, das es in der Nahwirkung einlösen sollte“. Aus den ersten Versuchen kristallisierten sich schließlich zwei Richtungen heraus: die eine zeichnete eine bewusste Unregelmäßigkeit aus – die andere umschreibt er mit den Begriffen „leicht & dynamisch“. Aus diesen haben sich dann die Serien „Kaijo“ und „Canyon“ entwickelt. Der Name „Canyon“ spielt auf die Jahrmillionen alten Sediment-Ablagerungen an, die sich im Grand Canyon in Arizona finden. Und bei „Kaijo“ waren es Analogien zu einer Wasseroberfläche, zu Regen und zum Schattenspiel von Blättern, aus denen Bischof eine abstrakte 3D-Grafik ableitete, die beim finalen Produkt in die Oberfläche geprägt wird.
Diese Workshops mit den ersten experimentellen Versuchen waren für den Gestalter und sein Team eine wichtige Grundlage, die Machbarkeit verschiedener Wege auszuloten: „Am Anfang habe ich weniger an das Endprodukt gedacht, sondern vielmehr an die Wirkung auf den ganzen Baukörper.“ Für Bischof war es unabdingbar, dass die Keramikelemente mit der Umgebung eines Gebäudes und dessen äußeren Einflüssen interagieren.
Die Ergebnisse besitzen also durchaus etwas Subtiles, ja Poetisches – je nach Lichtwirkung und je nach dem, ob die Elemente senkrecht oder waagerecht angebracht werden, unterscheidet sich ihr Eindruck eklatant: „Beide Fassaden sind sehr lebendig“, so der Designer, „und sie verändern ihre Wirkung durch den Stand der Sonne und die eigene Perspektive.“ Wird „Canyon“ horizontal angebracht, erdet ihre Struktur den Baukörper, betont seine Länge.
Vertikal montiert wirkt „Canyon“ laut Bischof „wie ein Vorhang im Wind“, betont die Höhe eines Baukörpers und verleiht seiner Fassade Leichtigkeit: „In der Reihung zum Querschnitt verliert sich das Fugenbild, das finde ich persönlich sehr schön. Bei „Kaijo“ lassen sich die Elemente ebenso vertikal und horizontal anbringen, allerdings ist die Wirkung zunächst nicht so offensichtlich. Erst durch den Einfluss von Licht – und den so entstehenden Schatten in den Prägestellen – wird die Qualität der Oberfläche sichtbar.“
Übrigens liefert Agrob Buchtal zu den beiden neuen Serien nicht nur die Keramik, sondern auch die passenden Unterkonstruktionen. Aber das Wichtigste ist wohl, dass sich mit ihnen nicht nur eine einzige Fassade gestalten lässt, sondern Architekten aus einer Vielzahl von Optionen wählen können und auch Sonderanfertigungen etwa hinsichtlich Farben, Formaten und Querschnitten realisiert werden können.