Ein tropischer Wolkenkratzer von WOHA
Das Oasia Hotel im zentralen Geschäftsviertel von Singapur ist in jeder Hinsicht ein einzigartiges Projekt. Es setzt neue Maßstäbe dafür, was ein Hochhaus in feuchtem, tropischem Klima leisten kann. Im Gegensatz zu den konventionellen, hermetisch abgedichteten und klimatisierten Hochhaustürmen verschmilzt dieses vom örtlichen Büro WOHA entworfene Hotel auf bestechende Weise Architektur und Natur sowie Innen- und Außenräume. Die erklärte Absicht der Architekten war es, „eine alternative Bildsprache für gewerblich genutzte Hochhausobjekte zu erschaffen. Wir wollten innovative Möglichkeiten der Landnutzung mit einem tropischen Ansatz kombinieren, der zu einem offenen, durchlässigen, wuscheligen, grünen Turm führte.“
Der Turm mit einer Höhe von 190 Metern bietet vier große Außenbereiche: drei riesige Veranden im 6., 12. und 21. Stock sowie eine Dachterrasse im 27. Stock. Diese Dachterrasse ist mit einem 10 Stockwerke hohen Schirm umgeben, der mit dem gleichen roten Maschengewebe aus Aluminium verkleidet ist wie der Rest des Gebäudes. Die Fassade wird mit der Zeit von 21 verschiedenen Arten von Kletterpflanzen und Reben erobert werden. So ergibt sich ein lebhafter Kontrast zwischen kräftigen Rottönen und üppigem Grün.
Wie die Mehrheit der Arbeiten von WOHA befindet sich auch das Oasia in Singapur. WOHA wurde 1994 vom Singapurer Wong Mun Summ und vom Australier Richard Hassell, der seit 1989 in Singapur lebt, gegründet.
Architekturprojekte im Namen der Nachhaltigkeit sind oft von humorloser Ernsthaftigkeit geprägt. WOHA zeigt, dass es auch anders geht. Das Oasia, das zur gleichnamigen Kette von Hotels gehört, kombiniert Nachhaltigkeit mit Freude – zwei Schlüsselbegriffe der Designphilosophie des Architekturbüros.
Neben der roten, aber bald schon vollständig grünen Fassade gehören die sogenannten Sky Gardens mit ihrer Bepflanzung und der frischen Luft sowie der sich aus ihnen ergebenden Durchlüftung zu den sichtbarsten nachhaltigen und begeisternden Aspekten des Gebäudes.
Die Sky Gardens entstanden als Antwort auf die Anforderungen des Kunden, der sich markante Bereiche im Gebäude wünschte. Angesichts der kleinen Grundfläche entschied sich WOHA für einen Ansatz, der später als „Club Sandwich“ bezeichnet wurde: Es entstanden eine Reihe unterschiedlicher Schichten, jede jeweils mit ihrem eigenen Sky Garden. Durch diese Gärten, die von WOHA als „erhöhte Erdgeschosse“ beschrieben werden, konnte die „wertvolle, aber begrenzte Grundfläche vervielfältigt werden. So konnten wir geräumige öffentliche Bereiche zur Erholung und Begegnung durch das gesamte Hochhaus hindurch schaffen.“
WOHA zeichnet verantwortlich für die Architektur des Turms selbst sowie für das Konzept der übereinander angelegten Schichten. Das eigentliche Design der Sky Gardens ist allerdings das Werk der spanischen Designerin und Architektin Patricia Urquiola, die das komplette Innendesign sowie die Außenbereiche des Hotels entworfen hat. Urquiola erweiterte die freudvolle, lebendige Architektur von WOHA um eine luftige Eleganz.