Projekte
Deutschland

Marineoperationsschule

STANDORT
Bremerhaven, Deutschland
ARCHITEKT
Immobilien Bremen AÖR
JAHR
2014
PRODUKTE
Chroma unglasiert, Emotion, System Finnland II

Marineoperationsschule

Wasserbecken der anderen Art

Als zentrale Bundeswehr-Ausbildungsstätte für operative Tätigkeiten auf Schiffen und Booten verfügt die Marineoperationsschule in Bremerhaven seit Anfang 2015 über eine neue Rettungs- und Wasserübungshalle, in der vielfältige Lehrangebote insbesondere zum richtigen Verhalten des fliegenden Personals im Ernstfall auf hoher See stattfinden. Das neue Gebäude bietet zwei getrennte Übungsbereiche, die sich auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden. Sie erscheinen nicht nur gestalterisch fast identisch, auch die Raumgröße und die Abmessungen der Wasserbecken sind annähernd dieselben, und in beiden Fällen sorgt eine großflächige Glasfassade für viel Tageslicht. Große Unterschiede bestehen hingegen in der Nutzung. In der kleineren Rettungsübungshalle finden Schwimmausbildungen und die Einweisung in die an Bord von Kriegsschiffen zur Verfügung stehenden Rettungsmittel statt (Rettungsinseln, Kälteschutzanzüge, Schwimmwesten etc.). Das etwas größere Becken der Wasserübungshalle dient dem aufwändigen „Open Sea Survival-Training“ – ein Überlebenstraining für Notlagen, beispielsweise bei Notwasserungen von Flugzeugen oder Hubschraubern.

Angesichts dieser speziellen Nutzung war klar, dass es hier nicht genügte, lediglich die Anforderungen eines konventionellen Badebetriebs zu berücksichtigen. Vielmehr galt es, strapazierfähige, funktionale, sicher nutzbare und leicht zu reinigende Oberflächenlösungen zu finden, die den Anforderungen des fast täglich stattfindenden Ausbildungsbetriebs gewachsen sind. Dass dieser Aspekt beim Betreten der Schwimmhallen nicht unangenehm ins Auge springt, liegt nicht zuletzt an einem sorgfältig konzipierten Farb- und Materialkonzept der Architekten. Während sie die Wände bzw. die Dachkonstruktion mithilfe einheitlich weißer bzw. hellgrauer Farboberflächen bewusst in den Hintergrund treten ließen, legten sie bei den intensiv genutzten Funktionsbereichen rund um die Wasserbecken besonderen Wert auf eine zurückhaltend elegante und zugleich langlebige Ausstattung.

Besonders stark beansprucht ist beispielsweise der Beckenrand. Da sich die Lehrgangsteilnehmer bei den Rettungsübungen innerhalb und außerhalb des Wassers üblicherweise in voller Montur bewegen und dabei unter Umständen Stahlseile, Schäkel und Karabiner mitführen, wurde der keramische Beckenkopf (System Finnland II) so ausgeführt, dass einzelne Formsteine bei Beschädigungen leicht ausgetauscht werden können. Eine weitere Besonderheit ist die ungewöhnlich breite und tiefe Überlaufrinne, die sich dank der keramischen Auskleidung als besonders unempfindlich und reinigungsfreundlich erweist. Dessen größere Dimensionierung war notwendig, um die schwallartigen Wassermengen aufzunehmen, die beim Herablassen des an einer Kranbahn geführten „METS“ (Modular Egress Training Simulator) in das rund sechs Meter tiefe Becken auftreten. Mit diesem Nachbau eines Luftfahrzeugrumpfs können sich die Rekruten unter realistischen Bedingungen mit den an Bord vorhanden Rettungsmitteln vertraut machen.

Die tiefanthrazitfarbenen Fliesen der Beckenumgänge (Serie Emotion, Trittsicherheit R11/B) wählten die Architekten vor allem aus zwei Gründen: Zum einen ist der unvermeidliche Sohlenabrieb auf diesen abriebfesten, chemikalienbeständigen und langlebigen keramischen Oberflächen kaum sichtbar. Zum anderen verleihen sie den ansonsten eher zweckmäßig ausgestatteten Schwimmhallen durch ihre steinig erdige Textur und die repräsentativen Großformate eine überaus angenehme Atmosphäre. Gleiches gilt für den Eingangsbereich und die Treppenhäuser sowie für die Umkleiden, Duschen und Werkstätten, in denen diese Fliesen ebenfalls eingesetzt sind. Für eine leichte Bodenreinigung sorgt auch der liegend verlegte keramische Kehlsockel im Übergangsbereich von Boden und Wand.

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Fotograf: Jochen Stüber