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Drei Fragen an NIO Architects

Der vielseitige niederländische Architekt Maurice Nio legte einen Designentwurf für die Metrostation Novoperedelkino in Moskau vor. Wie in fast allen seinen Werken spielt Farbe für Nio eine besondere Rolle.

about: Können Sie etwas über die Atmosphäre sagen, die Sie in der neuen Moskauer Metrostation erzeugen wollen?

Maurice Nio: Wenn Sie die Metrostation Novoperedelkino betreten, gehen Sie von Dunkel nach Hell, d.h. von einer Straßenunterführung zu einem Bahnsteigbereich. Eine zehnstufige Farbvariation von schwarzen, weißen und grauen Fliesen führt die Menschen hinunter. Das Lichtdesign entspricht diesem Schema: Lichtstrahlausrichtung auf die weiße Decke und hinunter auf den weißen Bahnsteig. Dabei gibt es immer eine exakte Funktionsbeleuchtung an den Wänden, um die Passanten hinauf und hinab zu führen.

about: Ihre Projekte erzählen immer eine Geschichte. Was bedeutet das in dem vorliegenden Fall?

Maurice Nio: Hinter einer dunklen Wolke liegt immer ein Lichtschimmer. Das ist das Konzept dieses Projekts. Das Design der Metrostation Novoperedelkino steht für Hoffnung. Und Vergebung, natürlich. Wenn man zynisch wäre, könnte man sagen, dass dieses Thema bzw. dieser Gedanke auf alle Metrostationen in Moskau anwendbar ist. Aber das stimmt nicht. Insbesondere in dieser unversöhnlichen Umgebung hat dieses Thema absolut seine Berechtigung. Diese alltägliche Nachbarschaft braucht Inspiration. Von jemand anderem als einem Engel?

about: Wie war es ChromaPlural bei diesem Projekt einzusetzen?

Maurice Nio: Für das Design der Metrostation Novoperedelkino benutzten wir die zehn Abstufungen der Grauskala „Neutral“. Mit diesen Farbabstufungen konnten wir die Vorstellung des Hinabsteigens in einen hellen, unterirdischen Raum perfekt vermitteln. Um den Effekt der Farbtonabstufung zu optimieren, setzten wir eine kleine Fliese (10 x 10 cm) ein. Das Design der Metrostation Novoperedelkino ist sehr „ruhig“, aber mit dem gleichen, neuen Farbcode lässt sich auch ein „lautes“ Design erzeugen.

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Mischen und kombinieren

Der Grund für eine abgestimmte Farbharmonie ist ebenso offensichtlich. Durch das Angebot eines konsequenten Farbspektrums mit einer klar strukturierten Palette führt das UNICOLOR-Farbsystem von ChromaPlural Designer zu farblich und ästhetisch ausgewogenen Lösungen. Die Farbskalen sind in sechs Gruppen unterteilt. Davon enthält jede zwei Hauptfarben als Basis für unterschiedliche Schattierungen sowie Helligkeits- und Sättigungsstufen: Warme, erdige, kühle, frische und sonnige Farbtöne bewegen sich um eine Gruppe aus gedämpften, neutralen Grautönen. Jede Gruppe enthält Farben, die sich leicht kombinieren lassen, sowohl innerhalb der Gruppe als auch mit anderen Gruppen. So kann stets ein konsistentes und einheitliches Ambiente geschaffen werden, selbst wenn unterschiedliche Räume mit Farben unterschiedlicher Gruppen gestaltet sind. Von warmen Rottönen bis hin zu kalten Blautönen enthält die Palette anspruchsvolle Farben, die elegant zurückhaltend und dennoch markant und vielfältig einsetzbar sind. Helle und frische Töne beispielsweise für Schwimmbäder, warme und beruhigende in einem Spa, wo Fliesen die natürliche Wahl sind, aber auch in Krankenhausumgebungen, wo Beständigkeit und Hygiene bei der Entscheidung für Fliesen ebenfalls ausschlaggebende Faktoren sind.

Der niederländische Farbexperte Rob van Maanen, der ein Buch über Farben in der Stadt geschrieben hat, macht eine Unterscheidung, die in diesem Zusammenhang hilfreich ist. Van Maanen beschreibt drei Kategorien von, wie er es bezeichnet, Farbcharakteren: allgemein, spezifisch und naheliegend. Der allgemeine Farbcharakter der meisten Orte wird oft kaum wahrgenommen: die Grau-, Grün- und Brauntöne, die den Hintergrund vieler Städte bilden. Die spezifischen Farben sind diejenigen, die eine bestimmte Region, Stadt oder auch einen Stadtteil kennzeichnen. So lassen sich die Ockertöne von Rom leicht von den Rot- und Brauntönen von Amsterdam unterscheiden. Spezifische Farben werden an den Orten, an denen sie dominant sind, tendenziell als allgemeine Farbtöne wahrgenommen; dennoch unterscheiden sie sich eindeutig von den tatsächlichen allgemeinen Farben, die in der Regel in wesentlich größeren Räumen üblich sind.