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Text: Miriam Beul-Ramacher

Keramik gegen Keime

Händewaschen hilft – antibakterielle Fliesen helfen auch: Gesundheitseinrichtungen sollten stärker auf die Verwendung intelligenter Keramikoberflächen für Operationssäle, Patientenzimmer, Bäder und Kantinen setzen. Fliesen mit Hytect-Veredelung wirken gegen Bakterien, Pilze, Keime und Gerüche. Und leicht zu pflegen sind sie obendrein.

Kliniken finden ihren Weg auf die Titelseiten der Tageszeitungen nur auf drei Wegen. Entweder, weil ihr Verkauf ansteht, medizinische Fehler aufgeflogen sind oder weil sie ein Problem mit multiresistenten Keimen haben. Kiel, Hamburg-Eppendorf, Mannheim: Für die betroffenen Krankenhausbetriebe gleicht die Entdeckung solcher Krankheitsherde erwartungsgemäß einer kleinen Katastrophe. Menschenleben stehen auf dem Spiel, der gute Ruf des Klinikums gerät in Gefahr. Einige Häuser, so etwa auch das Universitätsklinikum in Hamburg, beteiligen sich daher an der nationalen Kampagne „Aktion saubere Hände“. „Obwohl die meisten Mitarbeiter im Gesundheitswesen um die außerordentliche Bedeutung dieser elementaren Hygienemaßnahme wissen, ist die praktische Umsetzung vielerorts unzureichend“, heißt es auf der Klinikwebseite selbstkritisch.

Längst reagieren die Medien alarmiert und mischen sich mit eigenen Vorschlägen in die Debatte um mehr Krankenhaushygiene ein. So schlägt etwa ein Autor der Süddeutschen Zeitung (3.12.2014, „Weniger Tote, weniger Kosten“) eine Reihe von Maßnahmen vor, um die Ausbreitung gefährlicher Erreger in Kliniken zu verhindern:

  1. Mehr Krankenschwestern und mehr Pfleger,
  2. weniger Antibiotika,
  3. Infektionsberichte für jede Klinik,
  4. Desinfektionsmaßnahmen im ganzen Krankenhaus und
  5. mehr frischer Wind.

Auf einige Faktoren haben die Kliniken und ihre Mitarbeiter gewiss direkten Einfluss, auf andere nicht.

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Entwurf von Architekten Maurer & Partner ZT GmbH, Wien, Österreich

High-Tech-Fliesen als Keimbändiger

Eine unterstützende Maßnahme hat der Wissenschaftsautor der Zeitung allerdings vergessen: Die Verwendung innovativer Baumaterialien, die speziell für Kliniken, Arztpraxen, Reha- und Pflege-Einrichtungen geeignet sind, so wie sie etwa Agrob Buchtal anbietet. „In Gesundheitsimmobilien kann jeder Handgriff über gesund oder krank entscheiden. Hier sind neben hochkonzentriertem Arbeiten vor allem Hygiene, eine entsprechende Architektur sowie funktionale Materialien für Böden und Wände gefragt“, sagt Arch. DI Thomas Jedinger, Geschäftsführer des international tätigen Architekturbüros Maurer und Partner ZT GmbH im österreichischen Hollabrunn.

Ein Spezialprodukt, das sich im Healthcare- Bereich wachsender Beliebtheit erfreut, sind Fliesen mit sogenannter Hytect-Veredelung (Hydrophilic Tile). Deren Wand- und Bodenoberflächen wirken antibakteriell, schadstoffabbauend und leisten damit einen kleinen, aber wertvollen Beitrag gegen die Verbreitung von Krankheitserregern in Gesundheitsimmobilien. „Bei Neubauten und Sanierungen von Gesundheitsimmobilien ist vor allem die antibakterielle Wirkung ein Riesenthema“, weiß Daniel Schreiner, Leiter Produktentwicklung bei der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG, dem größten Keramikfliesen-Hersteller im deutschsprachigen Raum mit nahezu 15-jähriger Erfahrung bei Oberflächen dieser Art und Mutterkonzern von Agrob Buchtal. Erreicht wird dieser Effekt durch das Prinzip der Photokatalyse. Dabei wird durch Licht Sauerstoff aktiviert, der Keime, Pilze, Moose und Bakterien zersetzt und damit die Entstehung neuer Erreger behindert. Wie gemacht also für Operationssäle, Patientenzimmer, Intensiv- und Pflegestationen, aber auch für Untersuchungsräume, Klinikkantinen und Labore.

Ein Teil dieses Fliesensortiments wirkt sogar laser-diffundierend und verhindert, dass Laserstrahlen an den Wänden reflektiert werden. Eine Produkteigenschaft, die vor allem für Operationssäle konzipiert wurde. „Das Faszinierende daran ist, dass sich der antibakterielle Effekt nicht wie bei herkömmlichen Methoden verbraucht, sondern immer wieder von neuem aufbaut“, erklärt Daniel Schreiner. Hytect mache Fliesenoberflächen hydrophil und dadurch obendrein extrem pflegeleicht. „Wasser wird von der Oberfläche nicht abgestoßen, sondern verteilt sich wie ein dünner Film auf der Fliese. Schmutz wird auf diese Weise unterspült und lässt sich leicht entfernen“, so Schreiner weiter.

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Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Eisenstadt, Österreich, Architekten: Generalplanung Architekt Szauer, Eisenstadt, Österreich

Trittsicherheit und Barrierefreiheit gefragt

Fliesen mit hydrophilen Oberflächen können Klinikbetrieben also helfen, die Kosten für Reinigung und Pflege zu drosseln. Vor allem dann, wenn sie durchgängig verlegt werden. Bei Agrob Buchtal stellt man sich daher auf eine steigende Nachfrage dieser Spezialfliesen ein. Zum einen, weil sich die Medizintechnik stetig weiterentwickelt und immer mehr Eingriffe minimalinvasiv und daher ambulant durchgeführt werden. Dadurch steigt der Bedarf an professionell ausgestatteten Operationssälen. Zum anderen verändert der demografische Wandel mit einer wachsenden Anzahl kranker und pflegebedürftiger Menschen den Gesundheitsimmobilienmarkt und erhöht die Nachfrage nach intelligenten und besonders geeigneten Baumaterialien. So legen etwa Reha-Klinken und Seniorenstifte immer größeren Wert auf antibakterielle und barrierefreie Ausstattungslösungen. Architekten und Entwickler haben auf diesen Trend sowohl bei Neubauten als auch bei Modernisierungsmaßnahmen reagiert. „Gefragt sind Materialien und Einrichtungslösungen, die Menschen mit und ohne Handicaps ein Leben ohne Einschränkungen ermöglichen“, sagt Architekt Jedinger. Trittsicherheit spiele daher bei der Auswahl von Böden für Kliniken, aber auch für Wohnheime und Pflegeeinrichtungen, eine immens große Rolle. „Für Barfuß- und Nassbereiche haben sich Fliesen mit unterschiedlich profilierten Oberflächen bewährt, die auch mit Gehhilfe oder Rollstuhl sicher begeh- bzw. befahrbar sind. Diese helfen auch für die Notwendigkeit von taktilen Leitsystemen“, so Jedinger weiter.

Bild: Hans-Prinzhorn-Klinik, Hemer, Deutschland, Architekten: Realisation GmbH, Iserlohn, Deutschland

Umgebung beeinflusst Heilungserfolg

Wie alle Fliesensysteme von Agrob Buchtal sind auch diese in zahlreichen Farbtönen lieferbar. Die Serie „ChromaPlural“ weist eine Palette von 50 Farben auf. Mitentwickelt hat dieses System der Farbdesigner Peter Zoernack. „Bei aller Funktionalität darf auch in Klinikbauten die Wohnlichkeit nicht zu kurz kommen. In einem Patientenzimmer zum Beispiel muss immer die Sonne scheinen. Ich empfehle Bauherren daher grundsätzlich die Verwendung von Gelb-, Sand-, Terrakotta- und Beigetönen“, sagt Zoernack. Farbe sei auch bei Fliesen keine Geschmacksache und dürfe nicht dem Zufall überlassen werden. „Es ist bewiesen, dass die richtigen Farbtöne die Stimmung der Patienten verbessern“, unterstreicht Agrob Buchtal-Partner Zoernack. Was Zoernack in der Praxis beobachtet, wird längst auch wissenschaftlich erforscht. Im Zuge der Wissenschaftsrichtung „Healing Architecture“ setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die gebaute Umgebung den Heilungserfolg direkt mitbeeinflusst. Kliniken sollen ihren Charakter als sterile Krankenanstalten verlieren und den Patienten ein Wohlfühlambiente mit Hotelbeziehungsweise Wellnesscharakter bieten. Mit dem System ChromaPlural mit seinem großen Format- und Farbumfang sieht sich Agrob Buchtal auf diesen Trend besonders gut vorbereitet. „Dieses System ist prädestiniert für den Healthcare-Bereich, vor allem für Patientenbäder, Operationssäle und Therapieräume“, hebt Produktchef Schreiner hervor.

Bild: AWO Seniorenheim, Hessisch Lichtenau, Deutschland, Architekten: Holzbau Kühlborn GmbH

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Studioaufnahme, Serie Emotion

Wartungsfreie Fassaden

Und was viele vielleicht gar nicht wissen: Auch als Fassaden machen Keramikfliesen eine ungemein gute Figur. Eine ganze Reihe von Architekten und Planungsgesellschaften im In- und Ausland hat sich bei der Umsetzung von Gesundheitsimmobilien auch im Außenbereich von den Vorteilen des Werkstoffes überzeugen lassen. Und das nicht nur aus ganzheitlichen bzw. ästhetischen Gründen. Obwohl die natürlich gleich ins Auge stechen, wie zum Beispiel die Fassadengestaltung des Finchley Memorial Hospitals in London zeigt. Die markante grün-blaue Fassadenbekleidung aus Keramik ist zum Markenzeichen der Klinik schlechthin avanciert. Doch es gibt weitere Vorteile: Fassaden aus Hytect-veredelten Fliesen sind wartungsfrei, daher ressourcenschonender in der Betriebsphase als andere Oberflächen. Kurz: Es fallen keine Reinigungskosten an. Für die Klinikbetriebe abgesehen von der überzeugenden Optik gewiss ein nützlicher Nebeneffekt.

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Finchley Memorial Hospital, London, Großbritannien, Architekten: Murphey Philipps Architects, London

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Uniklinik Marburg, Deutschland, Architekten: Eggert & Partner, Stuttgart, Deutschland

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Regionshospital, Herning, Dänemark, Architekten: Skaarup & Jespersen

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Sonnenhof, Wil, Schweiz,Architekten: Meier Hug Architekten AG, Wil, Schweiz

Investoren mögen „Grüne Krankenhäuser“

Für eine steigende Nachfrage nach effizienten Baumaterialien sorgen aber auch Reformen im Gesundheitssystem, die dem Hersteller mit Hauptsitz bei Bonn gewissermaßen in die Hände spielen. Die öffentliche Hand zieht sich immer weiter aus dem Klinikbereich zurück und überlässt – häufig gezwungener Maßen – privaten Akteuren wie AGs und spezialisierten Fondsgesellschaften das Feld. Und die setzen Modernisierungen, Erweiterungen und Neubauten häufig rascher um als die oftmals defizitären Häuser der öffentlichen Hand. „Dies ist auch eine Folge des internationalen Nachfragedrucks. Wir sehen, dass internationale Kapitalsammelstellen verstärkt in Klinik- und Reha-Einrichtungen investieren wollen. Und natürlich setzen diese Profianleger vor allem auf modern ausgestattete Häuser“, sagt Dr. Bernhard Köhler, Geschäftsführer des Schweizer Immobilienberatungsunternehmen Swisslake AG. Der Modernisierungsrückstand sei vielerorts immens.

Allianzen für umweltfreundliche Kliniken

Es wundert daher nicht, dass immer mehr Klinikbetreiber Allianzen mit Anbietern umweltfreundlicher Baustoffe, innovativer Licht- und IT-Lösungen, auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Facility-Management-Dienstleistern, Projektsteuerern und Designern eingehen. Die Idee dieser „Green Hospital-Initiativen“: Durch einen effizienteren Bau und Betrieb von Healthcare-Immobilien sowie die Reduzierung heilungshemmender Faktoren soll die ökologische Performance der Gebäude verbessert und die Produktivität erhöht werden.

Zu den 20 nationalen und internationalen Green-Hospital-Projektpartnern des renommierten Klinikbetreibers Asklepios zählt beispielsweise auch Agrob Buchtal. Erstes gemeinsames Großprojekt der Partner: In der Asklepios-Klinik St. Wolfgang im bayerischen Bad Griesbach wird das „Patientenzimmer der Zukunft“ eingerichtet. Wie bei einem klassischen Musterhaus soll in das entkernte Zimmer alles eingebaut werden, das in puncto Technik, Hygiene, Licht und Optik zukunftsweisend ist. Wissner & Bosserhoff stellt das Patientenbett, Philipps die Beleuchtung und Agrob Buchtal ist mit Boden- und Wandfliesen der Hytect-Serie „Twin“ für das Patientenbad mit dabei. Im Unterschied zum Musterhaus muss sich das Klinikzimmer jedoch dem Praxistest stellen. „Die Erfahrungen und Kritikpunkte der Patienten in diesem Zimmer werden ausgewertet, um die beteiligten Projektpartner bei Verbesserungen ihrer Produkte zu unterstützen“, weiß Marian Winhold, zuständiger Gebietsleiter Architekturkeramik bei Agrob Buchtal und Ansprechpartner für das Projekt. Auf die Rückmeldungen zu seinen Fliesen ist der Architektenberater schon jetzt sehr gespannt.

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St. Josef's Krankenhaus, Gießen, Deutschland, Architekten: Witan Russ Lang GbR, Frankfurt am Main