Zwischen Industrie und Stadt entwickelt sich ein neues Stück Berlin und mittendrin steht ein Gebäude, das diesen Wandel architektonisch sichtbar macht: das INK – Inspire Neukölln. Auf dem Gelände einer ehemaligen Druckerei realisiert, bietet der Neubau Raum für zeitgemäße Arbeitswelten und neue Stadtkultur. Entworfen von RKW Architektur +, setzt das Projekt auf Offenheit, Flexibilität und eine präzise gesetzte Materialität.
Obwohl die Umgebung noch von Verkehr, Gewerbe und Infrastruktur geprägt ist, öffnet sich das Gebäude bewusst in den Stadtraum. Ein öffentlich zugängliches Hochparterre lädt zum Verweilen ein, und die schimmernde Keramikfassade aus der Serie Craft verleiht dem Ensemble eine Präsenz, die weit über das Grundstück hinaus wirkt.
Ein architektonisches Echo der Berliner Gewerbehöfe
Das INK greift die Typologie der Berliner Gewerbehöfe auf, interpretiert sie jedoch für das 21. Jahrhundert. Zwei sechsgeschossige Gebäudeflügel ruhen auf einem massiven Sockel und rahmen einen geschützten Innenhof, der als öffentlich zugänglicher Campus gestaltet ist. Trotz der heterogenen Umgebung entsteht ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität: Bäume, Sitzstufen und offene Zonen laden zum Verweilen ein, sowohl für die Nutzenden des Gebäudes als auch für alle, die vorbeikommen.
Der Entwurf verbindet eine klare Architektursprache mit Flexibilität. Robuste Sockelzonen, großzügige Fensterflächen und modulare Grundrisse sorgen für eine zukunftsfähige Architektur. Die unteren Geschosse öffnen sich einladend zum Stadtraum, während die oberen flexibel nutzbar sind, etwa als Büro, Atelier oder Arbeitswelt von morgen. So entsteht ein Gebäudetypus, der vertraut wirkt und doch konsequent weitergedacht ist: urban und anpassungsfähig.
Innovative Fassadengestaltung mit keramischer Tiefe
Die Fassade mit Keramikfliesen ist ein integraler Bestandteil des architektonischen Konzepts. Hergestellt aus der Serie Craft von Agrob Buchtal, entstand sie in enger Zusammenarbeit zwischen Architekturbüro, Bauherr und Hersteller. Farbe, Format und Oberfläche wurden gezielt weiterentwickelt, um eine ausdrucksstarke, zugleich nuancierte Wirkung zu erzielen.
Die kleinformatigen Fliesen changieren je nach Wetter und Lichteinfall zwischen Blau und Grün, eine echte Trendfarbe für Fassaden, die das Stadtbild bereichert. Ihre plastische Geometrie, kombiniert mit Drehrichtungen und Versatz im Verlegeraster, erzeugt ein Spiel aus Licht und Schatten. So entsteht eine fast stoffliche Oberfläche mit räumlicher Tiefe, vergleichbar mit einem textilen Gewebe, das sich über den Baukörper legt.
Die Struktur erinnert an glasierte Innenhoffassaden früher Berliner Etagenfabriken, überträgt diese aber in eine zeitgenössische Fassadensprache mit Keramik. Gerade weil das Material auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, zieht es den Blick auf sich – leise, aber bestimmt.
Feinarbeit und Fassadenplatten-Systeme
Für die Gebäudehülle wurde ein Wärmedämmverbundsystem mit keramischer Bekleidung gewählt. Die geklebten Fliesen im eigens entwickelten Sonderformat passen exakt ins Fassadenraster. Das reduzierte Schnittverluste und optimierte den Materialeinsatz, ein Vorteil sowohl gestalterisch als auch in der Ausführung.
Die rund 8.000 Quadratmeter große Fläche wurde im Werk Schwarzenfeld produziert, inklusive zahlreicher passgenauer Sonderteile für Ecken und Abschlüsse. Die Herstellung erforderte einen erhöhten Anteil Fliesen mit überglasierten Kanten sowie millimetergenaue Koordination zwischen allen Projektbeteiligten. Gerade diese enge Zusammenarbeit war entscheidend dafür, dass Idee und Ausführung am Ende so präzise zusammenfanden.
Ein Ort mit Signalwirkung
Das INK zeigt, wie eine urbane Transformation funktional und atmosphärisch gelingen kann. Der Entwurf übersetzt die Typologie historischer Gewerbebauten in eine zeitgemäße Formensprache und schafft Räume, die flexibel nutzbar sind, ohne beliebig zu wirken. Die Keramikfassade verbindet dabei technische Präzision mit ästhetischer Wirkung. Sie erzählt von Materialbewusstsein und gestalterischem Anspruch. Entstanden ist ein ausdrucksstarkes Gebäude mit einer Fassade, die sich nicht aufdrängt, aber in Erinnerung bleibt.
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