Am Rand einer Grünfläche unweit der Universität liegt dieses neue Studentenwohnheim des Studentenwerks Osnabrück. Das Haus fällt sofort ins Auge, allein weil es anders als die meisten Campusgebäude nicht grau ist. Stattdessen erscheint es angenehm farbenfroh.
Differenzierte Naturverbundenheit
Scheint das viergeschossige Studentenwohnheim aus der Entfernung noch in den Hintergrund treten und mit den Bäumen der Grünfläche verschmelzen zu wollen, offenbart es sich beim Näherkommen als entschieden selbstbewusster Neubau. Zuerst wird klar, dass das Haus nicht nur wegen seiner Farbigkeit, sondern auch deshalb so dynamisch wirkt, weil es über eine wellenförmig vorgehängte Fassade verfügt. Dieser Schwung basiert auf einer Sinuswelle, die in der Natur, aber auch in vielen naturwissenschaftlichen Studienfächern eine wichtige Rolle spielt. Tritt man noch näher heran, differenziert sich der bunte Gesamteindruck in einzelne feine Farbstreifen. Sie bringen sinnbildlich das lebhafte Studentenleben zum Ausdruck.
Gleichförmige keramische Vierkant-Formteile intelligent montiert
Die jeweils einfarbigen Streifen bestehen aus insgesamt 9.574 keramischen Vierkant-Formteilen der Serie „KeraShape“ von Agrob Buchtal, die in mehreren Lagen übereinander angeordnet sind - in der Regel 114, 145 oder 81 cm lang und mit einem Querschnitt von 50 x 60 mm. Sie sind in sechs unterschiedlichen Farben jeweils vierseitig glasiert und unterscheiden sich außer in ihrer Farbe und Länge nicht voneinander. Aufgrund dieser Gleichförmigkeit und weil sie mit verdeckten Klammern an der Unterkonstruktion montiert sind, entsteht der Eindruck fugenlos durchlaufender Farbstreifen bzw. -stäbe.
Dynamisch geschwungene Fassade aus modularen Elementen
Das farbliche Erscheinungsbild des Gebäudes hatten die Planer des Büros PLAN.CONCEPT Architekten mit großer Sorgfalt entworfen. Sie entschieden sich für insgesamt sechs rötliche und grüne RAL-Farbtöne, die Agrob Buchtal anschließend keramisch übersetzte. Keramik als Fassadenmaterial stand für die Architekten relativ schnell fest. Holz beispielsweise wäre zu pflegeintensiv und Aluminium aufgrund seines hohen Energieeinsatzes bei der Herstellung zu unökologisch gewesen. Doch auch der Nachhaltigkeitsaspekt spielte für sie eine große Rolle. Einerseits wollten sie ein Haus schaffen, in dem sich die bis zu 124 Studenten auch in Zukunft wohl fühlen. Andererseits sollte das Material der Gebäudehülle zum Plusenergiehauskonzept mit Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpe passen und konsequenterweise aus einem langlebigen, natürlichen Rohstoff bestehen.